Posts Tagged 'Wäschewaschen'

Wäsche.

Genau zwei Wochen sind wir jetzt hier in Bosnien und das erste, worüber ich schreiben kann, ist unsere Vermieterin Teodora*. Sie ist vielleicht 65, trägt meistens geblümte Kleider oder bunte Röcke. Immer Schlappen an den Füßen, die wiederum in dunklen Socken stecken. Und seit sie gestern beim Frizerski, also beim Frieseur gewesen ist, kringelt sich ein typischer Oma-Lockenkopf auf ihrem Haupt. Die dicke Brille darf ich nicht vergessen.

Teodora hat ein kleines Haus in Jajce, das abschüssige Grundstück liegt direkt an der Vrbas, die Tag und Nacht an unseren Fenstern vorbeirauscht und es sich herrlich darin baden läßt. Apfel- und Pflaumenbäume, ein Haselnussstrauch, Bohnen, Rosen, Blumenkübel: ein Paradies. Mittendrin sitzt unsere Teodora stundenlang auf ihrem Holzschemel und qualmt genüsslich mehrere Zigaretten. Sie kümmert sich rührend um uns, bringt uns selbstgemachten Bohneneintopf und Pflaumenkuchen runter in die winzige Souterrain-Wohnung. Wenn da nicht das Wäschewaschen wäre!

Die Waschmaschine ist heilig, die dürfen wir nicht ohne Aufsicht benutzen. Während wir unsere Dreckwäsche hineinstopfen, überwacht sie jeden Handgriff. Das Waschpulver füllt die alte Dame höchstpersönlich auf. „Mit der Menge wasche ich daheim drei Ladungen“, flüstert Franziska mir zu. „Mindestens!“, zische ich zurück. Auch aufhängen dürfen wir das tropfende Zeug nicht alleine. Sie zupft jedes T-Shirt wieder vom Wäscheständer: „Nista znate! Nichts wisst ihr!“, ruft sie empört und schüttelt und zieht an jeden Drum, bis es ihrer Meinung nach ordentlich aussieht. In diesem Moment bin ich aufrichtig froh, nie Teodoras Schülerin gewesen zu sein: Vor ihrer Pensionierung hat sie Bio und Chemie unterrichtet…

*Name geändert


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